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Mythos der Paartherapie: Gute Kommunikation = Gute Beziehung

Eine der größten Mythen, wenn es um Beziehungen geht, ist das Thema der Kommunikation. Ab und zu kommen Paare in das Erstgespräch und führen eine Selbstdiagnose durch – „Wir haben ein Kommunikationsproblem“. Häufig führt das zu einer falschen Erwartung bzgl. Paartherapie und -beratung. Nicht selten wird darunter ein Kommunikationstraining oder Coaching verstanden. Man macht ein paar Übungen, lernt schnell ein paar Tools und schon ist die Beziehung gerettet.

Wissenschaftliche Perspektive

Dies steht aber im starken Kontrast zur Wissenschaft der Paar- und Familienpsychologie. Es zeigte sich, dass es keinen Zusammenhang zwischen einer verbesserten Kommunikationsqualität und der Zufriedenheit in der Partnerschaft gibt. 

Selbst bei einer guten, klaren, strukturierten und offenen Kommunikation, werden nicht zwangsläufig hintergründige sowie manchmal unangenehme Motive, Hoffnungen, Ängste und Erwartungen artikuliert. Auf einer rein kognitiv-logischen Ebene verstehen wir die Argumente unserer Partner, aber nicht auf einer emotional-bindenden Ebene. Genau das frustriert und suggeriert, dass man nicht zusammen passt. Eine gesunde Beziehung zeichnet sich durch gegenseitiges Verstehen, Respekt und Akzeptanz aus. Kommunikation ist nur ein Instrument, welches Verstehen generiert, wenn die Parteien dazu bereit sind.

Studien belegen zwar, dass die Stärkung der Kommunikationskompetenz durchaus für eine Weile ausreichen kann, aber sehr viele Paare dann wieder in die frühere Problematik zurückfallen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass das Trainieren von bestimmten Kommunikationstechniken oftmals nicht bei schwereren Konflikten ausreicht. Teilweise zeigten die Untersuchungen sogar, dass Trainings, die sich ausschließlich auf die Verbesserung der Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen richten, sich sogar negativ auf die Beziehungsqualität auswirken können.

Therapie

Verfahren und Methoden, welche sich durch Nachhaltigkeit und Wirksamkeit auszeichnen, sind häufig dadurch gekennzeichnet, dass eine Verbesserung nur langsam eintritt und ein längerer Prozess eingegangen werden muss. Wenn es um verhärtete Konflikte geht, haben sich psychodynamsiche Ansätze (Tiefenpsychologie und Psychoanalyse) sowie die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) bewährt. Beide Ansätze fokussieren sich auf die emotionale Verbindung zwischen den Partnern.

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